Ich arbeite nach dem Prinzip der Waldorf-Pädagogik, die auf den Grundlagen der Pädagogik von Rudolf Steiner basiert: Zu bilden und kindgerecht zu erziehen.
Aber was heißt das jetzt genau? Nachfolgend finden die waldorfpädagogischen Begriffe und ihre Bedeutung für mich:
Die Sinnestätigkeit des Kindes ist offen für die Eindrücke der Umgebung. Die Eindrücke gehen dabei ganz unmittelbar in den Körper über. Kinder imitieren die Erwachsenen in Motorik, Mimik und Gestik. Beim Frühstück gibt es verschiedene kleine Schalen mit jeweils einem Obst oder Gemüse. Die Kinder nehmen sich eine Bananenscheibe mit Schale. Die Erwachsene erklärt nicht, wie die Kinder die Schale abmachen, sondern sie zeigt es dem Kind durch ihr Handeln. Die Kinder beobachten und ahmen nach. Durch ihren eigenen Erfolg sind die Kinder auf sich selbst stolz.
Die Bindung ist besonders wichtig für das Kind. Das Kind braucht Sicherheit, Orientierung und Erwachsene die Verantwortung übernehmen. Die Sprache beispielsweise erlernt das Kind durch die Worte und Sätze, die der Erwachsene zu ihm spricht, den Tonfall, die Sprachmelodie und den Rhythmus. Das Kind lernt durch Erwachsene und auch von anderen Kindern.
Das Kind lernt durch unmittelbare Erfahrungen, die sogenannten Primärerfahrungen den Umgang mit der Welt. Das Üben der Bewegung und der Sprache geschieht durch die Selbstbildung, die Erkundung des eigenen Körpers und der Umwelt. Die Selbsterziehung geschieht durch Tätigkeit und Wahrnehmung. Das Kind versinkt in die Beschäftigung mit der Welt. In dieser rückhaltlosen Hingabe an Tatsachen, die das Kind erfährt, liegt die Selbsterziehung.
An der Fernuni Klett absolviere ich den Online-Kurs Natur- und Umweltpädagogik.
„Die Natur- und Umweltpädagogik widmet sich der belebten Natur. Die unbelebte Natur (z. B. Steine, Flüssigkeiten, Gase) wird in ihren Auswirkungen auf die belebte Natur (z. B. Tiere und Pflanzen) berücksichtigt.“ (1)
„Natur- und Umweltpädagogik bemüht sich um den Kompetenzerwerb in Bezug auf Natur- und Umweltfragen.“ (1) Die Notwendigkeit einer Natur- und Umweltpädagogik ist im 21. Jahrhundert durch den häufig fehlenden unmittelbaren Kontakt mit der Natur entscheidend. Das Lebensumfeld der heutigen Kinder ist weitgehend urbanisiert. Elektrischer Strom, geteerte Straßen, Kanalisation und nächtliche Straßenbeleuchtung sind selbstverständlich. Täglich nutzen wir technische Produkte wie Kühlschrank, Spülmaschine, Waschmaschine, Computer, Smartphone und Auto. In unserem Alltag sind wir Umgeben von Kunststoffen wie Schuhe, Plastiktüten, Plastikflaschen, Kleidung. Lebensmittel sind jederzeit und unabhängig der Jahreszeit verfügbar, da diese beispielsweise aus fernen Ländern eingeflogen werden. Durch die Medien erfahren wir wissenswertes über Natur, Tiere und die Umwelt. Dabei begegnen uns häufiger Bilder viral, als wir die Natur basal draußen erfahren. Richard Louv beschreibt, dass sich die Kinder heute der globalen Bedrohung für unsere Umwelt bewusst sind, jedoch die basalen Erfahrungen der Kinder mit Natur abnehmen. Der unmittelbare Kontakt mit der Natur fehlt den Kindern heutzutage. So entstand die pädagogische Bewegung um gezielt einen Weg zurück zu Natur zu gehen.
In der Natur sammeln Kinder primäre Erlebnisse und vielfältige Anregungen und fördern die Entwicklung der basalen Sinne (Tast-, Bewegungs-, Gleichgewichts- und Lebenssinn). Es ist ein Unterschied ob ich wirklich in einem Wald oder im Garten bin oder nur ein Bild davon anschaue. Durch die Bewegung (Krabbeln, Laufen, Rennen) trainieren die Kinder den Kreislauf und ihre Atemkapazität. Der Lichteinfluss ist für Babys sogar förderlich für eine gesunde Knochenbildung. Als Möglichkeit wird beschrieben, dass Kinder morgens schon im Garten ankommen können, direkt dort in den Tag starten. Es ist auch möglich erste Kennenlernen von neuen Kindern im Garten anzubahnen. Der Vorteil draußen ist, dass wenn es einmal Tränen gibt, sich andere Kinder weniger davon anstecken lassen (Affektansteckung) als drinnen.
Die Natur hat einen erdenden und beruhigenden Einfluss auf die Kinder.
„Wir haben die Erde von unseren Eltern nicht geerbt, sondern von unseren Kindern geliehen.“ (indianische Weisheit)
Dieser Spruch hing als Plakat in meinem Zimmer, als ich Jugendliche war. Mir war das Naturerlebnis wichtig und ich habe Ruhe im Wald gesucht. Geprägt durch meine Kindheit auf einem Obstbauernhof habe ich erlebt wie sich die Bäume in den Jahreszeiten verändern.
Mit den Kindern der Kindertagespflege "Die Waldspatzen" pflanze ich Gemüse und Obst an, pflege und ernte. Es ist mir wichtig, dass die Kinder erfahren und beobachten, wie und wo Gemüse und Obst wächst und dass es nicht aus dem Kühlschrank kommt. Die natürliche Freude und Neugierde der Kinder öffnet wieder den Blick der Erwachsenen für die Wunder der Natur.
Und die Dankbarkeit für den Reichtum der Mutter Erde, die uns nährt und leben lässt. „Erde die uns dies gebracht. Sonne, die es reif gemacht. Liebe Sonne, Liebe Erde, euer nie vergessen werden.“ (Zitat von Christian Morgenstern)
In dem Haus, in dem ich wohne lebe ich mit verschiedenen Haustieren. Es gehören zwei Wellensittiche, ein dschungarischer Zwerghamster, zwei Zwerghasen und ein Kater und eine Katze zum Haushalt. Die Tiere haben keinen Zugang zu dem Gruppenraum, Schlafraum, dem Bad oder der Küche.
Im Garten können die Kinder die Hasen im Hasenstall oder Freigehege sehen. Sie sehen im Flur oder im Garten den Kater liegen oder gehen. Bei den Hasen können die Kinder erleben, wie man sich um andere Lebewesen kümmert. Das man den Hasen Löwenzahn rupfen und ihnen füttern kann. Das die Hasen sich auch mal verstecken. Den Hasenstall sauber machen gehört zu den Aufgaben, wenn man Haustiere hat.
Die Erde ist uns Menschen geschenkt und schon in der Bibel haben wir den Schutzauftrag für die darauf lebenden Tiere.
Jürgen Dittmann führt in seinem Buch „Der Spracherwerb des Kindes“, welches auf seinen Forschungsergebnissen beruht aus, wie wichtig es für das Kind ist, dass seine Bezugsperson Wörter mit Bezeichnungsabsicht verwendet, also intensional. „Ein 18 Monate altes Kind übernimmt ein Wort für einen neuen Gegenstand nur dann, wenn jemand das Wort äußert, deren/dessen Aufmerksamkeit ebenfalls auf den Gegenstand gerichtet ist. Schaut die Person in eine andere Richtung oder kommt die Stimme von einem Band, stellt das Kind die Beziehung zwischen Wort und Gegenstand nicht her.“(2)
Kinder kommunizieren von Anfang an mit ihrer Umwelt durch Gestik, Laute und Mimik und sind beim Spracherwerb auf die Interaktion, das „Wechselgespräch“ mit ihren Bezugspersonen angewiesen. (3)
Als Kindertagespflegeperson achte ich darauf, dass ich Zeit für Kleingruppengespräche während dem Morgenkreis und Einzelgespräche mit den Kindern habe. Ich rege die Verhandlungen und Gespräche zwischen Kindern an, die beispielsweise gerade das gleiche Spielzeug haben möchten. Ich benenne die vermeintliche Absicht der Kinder und ihre Gefühle, nehme die Kinder ernst und vermittle zwischen den Kindern.
Im Morgenkreis singen wir gemeinsam Lieder, lernen Fingerspiele, Reime und Gedichte.
Der Bereich Literacy-Erziehung meint als Kernelemente vor allem die Betrachtung von Bilderbüchern, das Erzählen und Vorlesen und Aktivitäten rund um das Buch. Wir besuchen die Stadtbücherei Illertissen und leihen dort Bücher aus. Die Kinder bringen von Zuhause ihr Lieblingsbuch mit und stellen es uns vor.
Sie haben Fragen dazu oder möchten Ihr Kind anmelden? Dann nehmen Sie Kontakt auf. Sie erreichen mich unter 0176 48 98 37 98 oder per E-Mail: info@kindertagespflege-waldspatzen.de.
(1) Aus: Studienheft NUP01A Einführung in die Natur- und Umweltpädagogik Nr. 2, Fernstudienzentrum Hamburg
(2) Dittmann, Jürgen: Der Spracherwerb des Kindes – Verlauf und Störungen, Verlag C. H. Beck, 2006, S. 43